Montag, 6. Oktober 2008

Neue Schulen braucht das Land

Petra Ziegler:

Ein schulpolitisches Positionspapaier haben die beiden evangelischen Landeskirchen in Baden-Württemberg vorgelegt. Auf den ersten Blick hört sich das nicht so wirklich spannend an. Aber in dem Papier mit dem Titel "Freiheit, Gerechtigkeit und Verantwortung" steckt jede Menge Sprengstoff. Denn die Bildungsdezernenten der Landeskirchen haben sich mit ihren Forderungen weit aus dem Fenster gelehnt: Sie wollen eine Gesamtschule (auch wenn sie das so nicht nennen) und damit de facto die Abschaffung von Haupt-, Realschule und Gymnasium sowie eine möglichst für alle verpflichtende Ganztagsschule. Die ersten Proteste zu dem Papier gibt es schon - unter anderem von Kultusminister Helmut Rau (CDU). Dennoch: Respekt davor, dass die Bildungsderzernenten so mutig und so öffentlich solche Positionen vertreten, obwohl sie von vornherein wussten, dass sie dafür von den unterschiedlichsten Seiten Prügel erhalten (auch aus den eigenen Reihen). Aber wie soll man Schule neu denken lernen (Oberkirchenrat Werner Baur), wenn man es nicht wagt, ein paar kernige Thesen in den Ring zu werfen?

Montag, 14. Juli 2008

Die anderen Seiten

Etwas fehlt immer - besonders in einem Weblog, der ja per se nicht auf Vollständigkeit ausgelegt ist, sondern Tagebuchcharakter hat (siehe Definition in Wikipedia). Deshalb kann auch nie alles drinstehen. So ist es natürlich auch in unseren Weblog-Einträgen zur Tagung der württembergischen Landessynode.
Aber weil ja dort viele wichtige Dinge besprochen wurden, greifen wir gerne eine Anregung aus der Leitung des Gesprächskreises "Offene Kirche" auf und weisen auf den Antrag hin, mit dem der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen auf kirchlichem Land verboten werden soll, hin. Den Antrag hat die Synode am 4. Juli in den Ausschuss Kirche, Gesellschaft und Öffentlichkeit verwiesen.
Alle Ergebnisse der Tagung lassen sich hier nachlesen.

Volker Kiemle

Freitag, 4. Juli 2008

Apologie par excellence

Man könnte es als Verteidigungsrede verstehen: Eine halbe Stunde hat sich die Direktorin des Stuttgarter Oberkirchenrats, Margit Rupp, der Landessynode erklärt: warum nun das Haus Birkach und das Kloster Denkendorf nicht verkauft werden und warum die Kirchenleitung die Entscheidung nicht zuerst der Synode mitgeteilt hat. Das war bei den Synodalen überhaupt nicht gut angekommen, und auch in der Aussprache hielten die Redner mit ihrem Ärger nicht hinter dem Berg - in verschiedenen Abstufungen.
Er versuche „sachlich und deutlich“ zu sein, sagte etwa Michael Fritz, ehe er dann doch sehr deutlich die Kircheleitung kritisierte: Das Ziel eines mindestens vierjährigen Prozesses sei glatt verfehlt. Seit zehn Jahren sei bekannt, dass es zu viele Betten in den Tagungsstätten gibt, und dagegen gemacht werde nichts. Ingeborg Raab hatte den Eindruck, dass „wir einen Schritt vor und zwei Schritte zurück gehen“ und warnte davor, dass man bald wieder vor dem gleichen Problem stehe - sofern die Tagungshäuser nicht wirtschaftlicher arbeiten.
Direktorin Rupp räumte ein, dass „Kommunikation und das Zusammenspiel von Oberkirchenrats und Synode noch ausbaufähig“ ist. Da stimmten die Synodalen mit großem Beifall zu.
Deutlich wurde während der ganzen Debatte, dass auch in Sachen Birkach und Denkendorf nichts endgültig ist: Laut Inge Schneider, der Vorsitzenden des Finanzausschusses, hat die Kirchenleitung erklärt, dass „der Erhalt der landeskirchlichen Immobilien zu gegebener Zeit wieder zu diskutieren sein“ wird. Man darf also gespannt sein ...

Wohl bekomm's!

Meistens geht es in der Landessynode ums Geld und darum, wie es verteilt wird. Doch der Synodalen Margarete Mühlbauer (Evangelium und Kirche) aus Schwäbisch Hall ging es bei ihrem Antrag um etwas ganz anderes. Ein kirchlicher Knigge muss her, forderte sie. Nein, so hat sie es natürlich nicht ausgedrückt, sondern sie stellte ganz nüchtern und der Würde des Hauses entsprechend den Antrag auf die Erstellung eines "Handbuches für kirchliche Auftritte". Darin soll zum Beispiel stehen, wer wann wie begrüßt wird. Aber es soll auch um ganz praktische Dinge gehen wie etwa Magarete Mühlbauers Tipp, "dem Referenten kein kohlensäurehaltiges Getränk hinzustellen, damit er nicht aufstoßen muss". Wohl bekomm's!
Petra Ziegler

Neue und alte Töne bei der Landessynode

Sind das die neuen Töne? Bei der ersten geschäftsmäßigen Sitzung der 14. württembergischen Landessynode war deutlicher Widerspruch zu hören. Was Landesbischof Frank Otfried July in seinem diesjährigen Bischofsbericht darlegte, wurde durchaus angemessen gewürdigt. So viel deutlicher Widerspruch aber war lange nicht zu hören. Zu traditionell, enggeführt, unkonkret, appellativ und ohne die vom Bischof selbst geforderte zukunftsweisende Vision ist der Bericht. Merkwürdig ist es schon. Zu Beginn seiner Amtszeit schon hatte July mehr Begeisterung für die Landeskirche angemahnt. Bisweilen lässt er selbst solche Emotionen aufkommen. In seinem Jahresbericht aber bleibt seine Sprache merkwürdig unkonkret, emotionslos, fast steril. Als ob er von einer ihm fremden Organisation spricht klingt es, wenn er „die Kirche“, oder schlimmer noch „Kirche“ zu diesem oder jenem auffordert. Zu vieles bleibt im Unbestimmten, in der Metapher, in der Bildsprache hängen. Zu wenig wird an der Wirklichkeit der Kirchengemeinden und ihren Möglichkeiten gemessen. Was eine „angemessene Wahrnehmung älterer Gemeindeglieder“ sein könnte, bleibt offen.
So sehr der Bischof mit der Wahl seines Grundthemas, dem demographischen Wandel, richtig lag, so sehr allerdings klang seine Sicht, wonach es eine „schöne Bestätigung“ kirchlicher Arbeit sei, „dass gerade die ältere Generation zu den kirchlichen Veranstaltungen kommen, wie das sprichwörtliche „Pfeifen im Wald“. Aber das sind sehr alte Töne.
Ernst Wahl

Donnerstag, 3. Juli 2008

Synode gestartet

Mit Regularien ist die Sitzung der Landessynode gestartet. Dabei wurde zunächst als Vertreter der "Offenen Kirche" der Jurist Dr. Rüdiger Albrecht in den Rechtsausschuss zugewählt.
Den Bericht des Landesbischofs kann man hier nachlesen, über den weiteren Sitzungsverlauf halten wir und der Synodale Dieter Abrell Sie auf dem Laufenden ..

Volker Kiemle

Donnerstag, 19. Juni 2008

Die Landessynode tagt

Eher unspektakulär nimmt sich die Tagesordnung aus, die sich die württembergische Landessynode für ihre Tagung am 3. und 4. Juli gegeben hat. Am erste Tag nimmt der Bericht des Landesbischofs und die Aussprache fast die gesamte Sitzungszeit in Anspruch, daneben gibt es Zuwahlen. Diskussionen könnte aber der Bericht über das Projek "Wachsende Kirche" auslösen - vor allem über die Auswirkungen des Projekts gibt es in der Landeskirche unterschiedliche Meinungen. Zudem wird der Oberkirchenrat erklären, wie er sich die Zukunft kirchlicher Kindergärten und Tageseinrichtungen vorstellt. Und nicht zuletzt können sich angehende Pfarrer freuen: Ihre Gehälter sollen schrittweise erhöht werden. Damit will die Kirche den Pfarrerberuf attraktiver machen.
Egal, wie die Synode verläuft: Wir werden Sie hier während der Tagung auf dem Laufenden halten. Und der bisher einzige bloggende Synodale, Dieter Abrell, wird sicher auch seine Kommentare veröffentlichen.

Volker Kiemle