Montag, 6. Oktober 2008

Neue Schulen braucht das Land

Petra Ziegler:

Ein schulpolitisches Positionspapaier haben die beiden evangelischen Landeskirchen in Baden-Württemberg vorgelegt. Auf den ersten Blick hört sich das nicht so wirklich spannend an. Aber in dem Papier mit dem Titel "Freiheit, Gerechtigkeit und Verantwortung" steckt jede Menge Sprengstoff. Denn die Bildungsdezernenten der Landeskirchen haben sich mit ihren Forderungen weit aus dem Fenster gelehnt: Sie wollen eine Gesamtschule (auch wenn sie das so nicht nennen) und damit de facto die Abschaffung von Haupt-, Realschule und Gymnasium sowie eine möglichst für alle verpflichtende Ganztagsschule. Die ersten Proteste zu dem Papier gibt es schon - unter anderem von Kultusminister Helmut Rau (CDU). Dennoch: Respekt davor, dass die Bildungsderzernenten so mutig und so öffentlich solche Positionen vertreten, obwohl sie von vornherein wussten, dass sie dafür von den unterschiedlichsten Seiten Prügel erhalten (auch aus den eigenen Reihen). Aber wie soll man Schule neu denken lernen (Oberkirchenrat Werner Baur), wenn man es nicht wagt, ein paar kernige Thesen in den Ring zu werfen?

Montag, 14. Juli 2008

Die anderen Seiten

Etwas fehlt immer - besonders in einem Weblog, der ja per se nicht auf Vollständigkeit ausgelegt ist, sondern Tagebuchcharakter hat (siehe Definition in Wikipedia). Deshalb kann auch nie alles drinstehen. So ist es natürlich auch in unseren Weblog-Einträgen zur Tagung der württembergischen Landessynode.
Aber weil ja dort viele wichtige Dinge besprochen wurden, greifen wir gerne eine Anregung aus der Leitung des Gesprächskreises "Offene Kirche" auf und weisen auf den Antrag hin, mit dem der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen auf kirchlichem Land verboten werden soll, hin. Den Antrag hat die Synode am 4. Juli in den Ausschuss Kirche, Gesellschaft und Öffentlichkeit verwiesen.
Alle Ergebnisse der Tagung lassen sich hier nachlesen.

Volker Kiemle

Freitag, 4. Juli 2008

Apologie par excellence

Man könnte es als Verteidigungsrede verstehen: Eine halbe Stunde hat sich die Direktorin des Stuttgarter Oberkirchenrats, Margit Rupp, der Landessynode erklärt: warum nun das Haus Birkach und das Kloster Denkendorf nicht verkauft werden und warum die Kirchenleitung die Entscheidung nicht zuerst der Synode mitgeteilt hat. Das war bei den Synodalen überhaupt nicht gut angekommen, und auch in der Aussprache hielten die Redner mit ihrem Ärger nicht hinter dem Berg - in verschiedenen Abstufungen.
Er versuche „sachlich und deutlich“ zu sein, sagte etwa Michael Fritz, ehe er dann doch sehr deutlich die Kircheleitung kritisierte: Das Ziel eines mindestens vierjährigen Prozesses sei glatt verfehlt. Seit zehn Jahren sei bekannt, dass es zu viele Betten in den Tagungsstätten gibt, und dagegen gemacht werde nichts. Ingeborg Raab hatte den Eindruck, dass „wir einen Schritt vor und zwei Schritte zurück gehen“ und warnte davor, dass man bald wieder vor dem gleichen Problem stehe - sofern die Tagungshäuser nicht wirtschaftlicher arbeiten.
Direktorin Rupp räumte ein, dass „Kommunikation und das Zusammenspiel von Oberkirchenrats und Synode noch ausbaufähig“ ist. Da stimmten die Synodalen mit großem Beifall zu.
Deutlich wurde während der ganzen Debatte, dass auch in Sachen Birkach und Denkendorf nichts endgültig ist: Laut Inge Schneider, der Vorsitzenden des Finanzausschusses, hat die Kirchenleitung erklärt, dass „der Erhalt der landeskirchlichen Immobilien zu gegebener Zeit wieder zu diskutieren sein“ wird. Man darf also gespannt sein ...

Wohl bekomm's!

Meistens geht es in der Landessynode ums Geld und darum, wie es verteilt wird. Doch der Synodalen Margarete Mühlbauer (Evangelium und Kirche) aus Schwäbisch Hall ging es bei ihrem Antrag um etwas ganz anderes. Ein kirchlicher Knigge muss her, forderte sie. Nein, so hat sie es natürlich nicht ausgedrückt, sondern sie stellte ganz nüchtern und der Würde des Hauses entsprechend den Antrag auf die Erstellung eines "Handbuches für kirchliche Auftritte". Darin soll zum Beispiel stehen, wer wann wie begrüßt wird. Aber es soll auch um ganz praktische Dinge gehen wie etwa Magarete Mühlbauers Tipp, "dem Referenten kein kohlensäurehaltiges Getränk hinzustellen, damit er nicht aufstoßen muss". Wohl bekomm's!
Petra Ziegler

Neue und alte Töne bei der Landessynode

Sind das die neuen Töne? Bei der ersten geschäftsmäßigen Sitzung der 14. württembergischen Landessynode war deutlicher Widerspruch zu hören. Was Landesbischof Frank Otfried July in seinem diesjährigen Bischofsbericht darlegte, wurde durchaus angemessen gewürdigt. So viel deutlicher Widerspruch aber war lange nicht zu hören. Zu traditionell, enggeführt, unkonkret, appellativ und ohne die vom Bischof selbst geforderte zukunftsweisende Vision ist der Bericht. Merkwürdig ist es schon. Zu Beginn seiner Amtszeit schon hatte July mehr Begeisterung für die Landeskirche angemahnt. Bisweilen lässt er selbst solche Emotionen aufkommen. In seinem Jahresbericht aber bleibt seine Sprache merkwürdig unkonkret, emotionslos, fast steril. Als ob er von einer ihm fremden Organisation spricht klingt es, wenn er „die Kirche“, oder schlimmer noch „Kirche“ zu diesem oder jenem auffordert. Zu vieles bleibt im Unbestimmten, in der Metapher, in der Bildsprache hängen. Zu wenig wird an der Wirklichkeit der Kirchengemeinden und ihren Möglichkeiten gemessen. Was eine „angemessene Wahrnehmung älterer Gemeindeglieder“ sein könnte, bleibt offen.
So sehr der Bischof mit der Wahl seines Grundthemas, dem demographischen Wandel, richtig lag, so sehr allerdings klang seine Sicht, wonach es eine „schöne Bestätigung“ kirchlicher Arbeit sei, „dass gerade die ältere Generation zu den kirchlichen Veranstaltungen kommen, wie das sprichwörtliche „Pfeifen im Wald“. Aber das sind sehr alte Töne.
Ernst Wahl

Donnerstag, 3. Juli 2008

Synode gestartet

Mit Regularien ist die Sitzung der Landessynode gestartet. Dabei wurde zunächst als Vertreter der "Offenen Kirche" der Jurist Dr. Rüdiger Albrecht in den Rechtsausschuss zugewählt.
Den Bericht des Landesbischofs kann man hier nachlesen, über den weiteren Sitzungsverlauf halten wir und der Synodale Dieter Abrell Sie auf dem Laufenden ..

Volker Kiemle

Donnerstag, 19. Juni 2008

Die Landessynode tagt

Eher unspektakulär nimmt sich die Tagesordnung aus, die sich die württembergische Landessynode für ihre Tagung am 3. und 4. Juli gegeben hat. Am erste Tag nimmt der Bericht des Landesbischofs und die Aussprache fast die gesamte Sitzungszeit in Anspruch, daneben gibt es Zuwahlen. Diskussionen könnte aber der Bericht über das Projek "Wachsende Kirche" auslösen - vor allem über die Auswirkungen des Projekts gibt es in der Landeskirche unterschiedliche Meinungen. Zudem wird der Oberkirchenrat erklären, wie er sich die Zukunft kirchlicher Kindergärten und Tageseinrichtungen vorstellt. Und nicht zuletzt können sich angehende Pfarrer freuen: Ihre Gehälter sollen schrittweise erhöht werden. Damit will die Kirche den Pfarrerberuf attraktiver machen.
Egal, wie die Synode verläuft: Wir werden Sie hier während der Tagung auf dem Laufenden halten. Und der bisher einzige bloggende Synodale, Dieter Abrell, wird sicher auch seine Kommentare veröffentlichen.

Volker Kiemle

Mittwoch, 18. Juni 2008

So schön war der Landesposaunentag

Hier ein paar Impressionen vom Landesposaunentag am 15. Juni 2008 in Ulm. Alle Fotos hat Albrecht Arnold geschossen und dem Gemeindeblatt zur Veröffentlichung gegeben. Danke!

Donnerstag, 12. Juni 2008

Haus Birkach zum ... Letzten?

Volker Kiemle schreibt:

Man vernimmt die Botschaft und kann sie doch kaum glauben: Das Haus Birkach soll nun doch nicht verkauft werden. Seit acht Jahren wird heftig um diesen Bau gerungen. Gutachten und Gegengutachten jagten sich, Mitarbeiter haben protestiert, unzählige Stunden hat die Landessynode debattiert, um schließlich unter sanftem Druck des Stuttgarter Oberkirchenrats im November 2005 den Verkauf des Klosters Denkendorf und von Haus Birkach zu beschließen. Damals fehlte der württembergischen Landeskirche Geld, und um nicht nur beim Personal zu sparen, sollten die zwei Immobilien dran glauben. Die Arbeit, so der Plan, sollte auf andere landeskirchliche Häuser – vor allem nach Bad Boll – verteilt werden.

Aber der Protest (das Bild zeigt ein Menschkette im Januar 2008) verstummte nicht, und ein kräftiges Steueraufkommen beflügelte die Pro-Birkach-Fraktion. So fühlte sich schließlich die Synode Ende vergangenen Jahres bemüßigt, erneut über ihre Verkaufsentscheidung abzustimmen. Aber als wäre die Tatsache an sich nicht schon grotesk genug, so trug auch die Abstimmung kafkaeske Züge: Sie war so versteckt in anderen Entscheidungen, dass einige Verkaufsgegner es gar nicht registrierten und während der Abstimmung nicht im Sitzungssaal waren.


Nun also sollen die Bauten im Besitz der Kirche bleiben. Dort wird man sich freuen und einen einen Etappensieg gegen "die da oben", sprich die Kirchenleitung, verbuchen. Aber nach allem, was in dieser Sache schon entschieden worden ist, könnte es nächste Woche durchaus wieder anders aussehehen. Wir jedenfalls sind gespannt!

Mittwoch, 28. Mai 2008

Ein Pfarrer für die Stiftskirche

Volker Kiemle schreibt:
Endlich ist er da, der neue Pfarrer an der Stuttgarter Stiftskirche. Nachdem Manfred Bittighofer sich im April 2007 verabschiedet hat, hat die Kirchengemeinde zweimal die von der Kirchenleitung vorgeschlagenen Bewerber abgelehnt. Anfang 2008 einigte man sich schließlich auf einen Kompromiss: Ab Herbst 2008 soll ein "Pfarrer zur Anstellung" den Posten übernehmen, dass sieht man weiter.
Ausgeguckt hat man sich jetzt Matthias Vosseler, der nach eigenem Bekunden (Artikel in der Stuttgarter Zeitung vom 28. Mai 2008) sich nicht um die Stelle beworben hat. Von einer "Befristung", wie die STZ meldet, will man in der Kirchenleitung aber nicht sprechen. Schließlich kann Vosseler ohne größere Umstände im kommenden Jahr als ständiger Pfarrer an der Stiftskirche übernommen werden.

Alle Beteiligten können jedenfalls aufatmen: Die große Blamage bei der Besetzung dieser wichtigen Pfarrstelle ist vorerst abgewendet. Allerdings ist es schon peinlich, dass die Kirchenleitung zweimal Bewerber vorgeschlagen hat, mit denen die Kirchengemeinde partout nicht einverstanden war. Ob kirchenpolitisches Kalkül dahintersteckte, wie manche Insider behaupten, darüber will ich nicht spekulieren. Fest steht: Der Stiftskirchenpfarrer oder die Stiftskirchenpfarrerin sollte kein Proporzkandidat sein, sondern eine Persönlichkeit, der/die die Landeskirche in der Großstadt angemessen repräsentieren kann.

Donnerstag, 1. Mai 2008

Ein Tag zum Feiern

Volker Kiemle schreibt:

Es hätte noch etwas wärmer sein können, aber echte Klosterfreunde halten auch ein paar Schauer nicht ab: 2000 Besucher kamen zum Klosterfest auf den Kirchberg , und sie wurden nicht nur mit einem vielseitigen Programm, sondern auch mit viel Sonne belohnt.

Freitag, 18. April 2008

Ein Fest nach dem anderen

Volker Kiemle schreibt:
Auch in den nächsten Wochen gibt es in der Landeskirche viele Gelegenheiten, Menschen aus der eigenen und der weltweiten Kirche zu begegnen:

Vom 25. bis 27. April. steigt im Kirchenbezirk Bernhausen das Landesmissionsfest. Das Programm ist so vielfältig, dass man fast von einem kleinen Kirchentag sprechen kann: Im "Forum Wachsende Kirche" spricht der anglikanische Bischof John Finney über die Herausforderungen für die Kirche im 21. Jahrhundert. Im "Forum Tansania" spricht Schwester Angelika Wohlenberg, die seit 24 Jahren das Leben der Massai im Norden Tansanias teilt.

Weiter geht es am 1. Mai: Beim Klosterfest im Kloster Kirchberg gibt es ab 11 Uhr ein vielfältiges Programm für Erwachsene und Kinder. Im Hospitalhof in Stuttgart beginnt um 9.30 Uhr die Stuttgarter Konferenz für Weltmission, und auf dem Schönblick startet um 10 Uhr das Jahresfest.

Der Tag der weltweiten Kirche wird am Pfingstmontag, dem 12. Mai, rund um die Stuttgarter Stiftskirche gefeiert. Gleichzeitig feiert der Liebenzeller Gemeinschaftsverband seinen 75. Geburtstag, und in Kloster Kirchberg das 50-jährige Bestehen des Berneuchner Hauses gefeiert wird.

Und am 22. Mai finden überall in Baden-Württemberg die Christustage statt.
Falls Sie weitere Veranstaltungen wissen: Einfach in den Kommentar eintragen!

Montag, 14. April 2008

Der Tag danach

Mit einem bunten Gottesdienst in der Stuttgarter Liederhalle ist der landeskirchliche Kongress „Wachsende Kirche“ am 12. April zu Ende gegangen. Anregungen für Kirchengemeinden wollte er bieten. Er war aber auch ein fröhliches Fest. Wir berichten und kommentieren den Kongress in unserer Print-Ausgabe ausführlich. Ein Probeheft können Sie unter Telefon 0711-6010022 oder per E-Mail bestellen.

Samstag, 12. April 2008

Brunch mit Stadtführung

Petra Ziegler:
Warum der Offene Abend in Stuttgart seit zehn Jahren Alpha-Kurse macht? Holger Heinemann hat darauf eine einfache Antwort: "Es funktioniert, und es macht Spaß." Zwei Drittel der neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind über die Alpha-Kurse gewonnen worden. Doch wie gewinnt man Menschen für einen Alpha-Kurs? Für Neuzugezogene hat Holger Heinemann einen Tipp: Sie erhalten einen Gemeindebrief mit einem Flyer, in dem für die Kurse geworben wird. Und sie werden zu einem Brunch mit Stadtführung eingeladen. Ob mit oder ohne Alpha-Kurs: Das ist eine gute Idee, um Menschen mit der Kirchengemeinde bekannt zu machen.

Jung und Alt gemeinsam

Franciska Bohl:
Alle Generationen unter einem Dach - kann das in einer Kirchengemeinde funktionieren? In Knittlingen (Dekanat Mühlacker) ist sogar ein ganzes Netzwerk entstanden: 80-Jährige gestalten gemeinsam mit Hauptschülern ein Bibelprojekt, Grundschüler basteln Tischdeko für den Seniorentreff - über solche und andere beeindruckende Projekte berichtete Diakonin Ellen Eidt. Wer mehr darüber erfahren möchte, kann die Projektinitiatorin kontaktieren: Telefon 07043-930308, E-Mail: ellen.eidt@web.de

Deutschland denkt kirchlich!

Volker Kiemle schreibt:
Eine gute Nachricht konnte Matthias Hiller in seinem Seminar "Menschen gezielt zur Gemeinde einladen" verkünden: Deutschland denkt kirchlich - zumindest der nicht-katholische Teil. Das hat die EKD herausgefunden, und sie teilt die Menschen gleich in sechs Typen ein. Und daraus folgt auch schon die schlechte Nachricht: Die Kirche erreicht die meisten nicht, vor allem nicht die modernen, innovativen Menschen. Was helfen könnte: Analysieren, wer in der Nachbarschaft wohnt und dann zielgruppengerechte Angebote machen. Die Analyse muss statistisch unterfüttert sein.

Lebendige Atmosphäre

Franciska Bohl:
Es gibt aufwändige Eventgottesdienste - und es gibt die Rückenwind-Gottesdienste in Hohengehren (Dekanat Esslingen). Die Gemeindemitglieder haben damit eine Form gefunden, die sie jeden Sonntag, als Ergänzung zum klassischen Gottesdienst, anbieten. Diese richten sich an Menschen zwischen 30 und 50 Jahre. Der Ablauf der Rückenwind-Gottesdienste ist relativ klassisch - doch es konzentriert sich nicht alles auf den Pfarrer als "Alleinunterhalter". "Die Atmosphäre ist lebendiger und die Themen haben mit dem eigenen Leben zu zun", beschreibt es Pfarrer Siegfried Häußler. Wer mehr über diese besonderen Gottesdienst-Form wissen möchte, kann sich an ihn wenden: Telefon 07153-49787.

Von Kirchen und anderen Örtchen

Manchmal sind es die profanen Dinge, die Menschen vom Kirchgang abhalten: "Es gibt Menschen, die kommen nicht mehr zur Kirche, weil es dort keine Toiletten gibt", sagte der Stuttgarter Prälat Ulrich Mack im Seminar "Was macht den Gottesdienst zum Gottesdienst?". Neben Gelächter erntete er viel zustimmendes Nicken - offensichtlich kenne viele die Not mit dem Örtchen.
Volker Kiemle

Wo die Kirche ist ..


... da sind auch die Protestierer nicht weit: Vor dem Hegelsaal haben sich gerade eben ein paar Menschen mit ihren Plakaten aufgebaut, deren Botschaft niemand so recht versteht. Leider ließ sich nicht herausfinden, von welcher Gruppe die Männer und Frauen stammen. "Frei" seien sie, lässt einer sich im Gespräch mit mir entlocken. Aber was er will? Ich kann es nicht recht verstehen. Vielleicht einfach dagegen sein? Immerhin haben sie, das zeigt das verteilte Flugblatt, den Kongress genau beobachtet.
Volker Kiemle

Eine gute Beziehung

Petra Ziegler:
Der Greifswalder Theologieprofessor Michael Herbst macht die Erfahrung: "Glaubenskurse gehören zu den Entdeckungen der letzten 20 Jahre schlechthin." Ob sie Alpha-Kurs oder Emmaus-Projekt heißen - sie haben alle etwas gemeinsam: Sie wollen nicht nur über den Glauben informieren, sondern Menschen auf ihrer eigenen geistlichen Reise begleiten. Doch vor den Glaubenskursen kommt etwas anderes. Menschen lassen sich zum Glauben meistens von Menschen einladen, zu denen sie eine gute Beziehung haben: Das können Ehrenamtliche oder Freunde sein - manchmal ist es auch der Pfarrer. Das haben die Forschungen von Michael Herbst ergeben.

Kirche ist kein Unternehmen

Franciska Bohl:
Ist das Ziel der Kirche, Wachsen gegen den Trend, eine Motivation? Oder ist es auch ein Problem? Bei ihrem Vortrag im Hegelsaal wirft Isolde Karle einen kritischen Blick auf das Image der Kirche. Diese werde immer öfter und selbstverständlicher als Unternehmen betrachtet. "Doch Kirche existiert in den vielen kleinen Gemeinden, da entstehen Bindungen." Viel Applaus erhält Karle für ihre Forderung, die Kirche müsse sich "einen realistischeren Blick auferlegen". Die Taufquote etwa auf 100 Prozent steigern zu wollen, sei "abseits jeglicher Realität - so etwas entmutigt und erschöpft Pfarrer nur".

Lucie Panzer auf Platz 1


Petra Ziegler:


Lucie Panzer zieht die Menschen an. Das war auch bei den Bibelarbeiten so. Zu der Rundfunkpfarrerin strömten 550 Frauen und Männer. Auf Platz 2 kam Hanspeter Wolfsberger (450 Teilnehmerinnen und Teilnehmer), gefolgt von Birgit Winterhoff (400).


Weg von der Nabelschau

Volker Kiemle schreibt:
Etwas Wasser in den Wein des Kongresses hat Klara Butting, Pfarrerin aus Lüneburg, gegossen: "Eine Kirche, die mit ihrem eigenen Wachstum beschäftigt ist, ist nur mit sich selbst beschäftigt", sagte sie bei ihrer Bibelarbeit über Johannes 15: Jesus habe nicht gesagt "Wachset", sondern "bleibt bei mir". Wer immer nur auf Zahlenwachstum aus sei, vergesse die Menschen - und um die gehe es schließlich.

Anderen Frucht bringen

Franciska Bohl:
Was heißt das überhaupt, Frucht bringen? Damit beschäftigten sich die rund 150 Teilnehmer im Schillersaal bei ihrer Bibelarbeit zu Johannes 15, 1-8. Hartmut Rupp, Direktor des Religionspädagogischen Institutes Karlsruhe, spricht über das Thema "Mit dem Blick unserer Zeit - das Bild vom Weinstock elementarisiert." Fest steht: Gott ist es nicht gleichgültig, was in seinem Weinberg geschieht. Und Frucht bringen, so das Fazit, kann der, der auf die Worte Jesu vertrauen kann: "Es gibt für jeden die Möglichkeit eines neuen Anfangs. Und der beginnt mit Bitten und mit Beten." Denn Christen, sagt Rupp, erkennt man daran, dass sie Spiegelbilder Gottes sind. Denn sie wachsen, bringen Frucht - und teilen diese mit anderen."

Sehnsucht der Gänse

Franciska Bohl:
Søren Kierkegaards Geschichte von der Gänseschar, die nicht fliegen kann, ist der Aufhänger der Bibelarbeit von Birgit Winterhoff. Rund 400 Besucher haben sich im Mozartsaal versammelt, um der Predigt der Pfarrerin aus Halle zu lauschen. Das Korn ist gut und der Hof sicher - weshalb also sollten sich die Gänse in die Lüfte erheben? "Dabei würde das Fliegen der Gänse des Geschnattere des predigenden Gänserichs beglaubigen", so beschreibt es Winterhoff. Und vielleicht würde das eine Kettenreaktion auslösen. Auf die Gemeinde übertragen heißt das: Auch wir haben eine hohe Bestimmung und sind zu Wichtigem berufen. Doch allzu oft lassen wir "die Flügel hängen".

Abendausklang mit den Nachteulen

Petra Ziegler:
Männer sind zum Siegen geboren - bloß keine Schwächen zeigen. Für Frauen gilt zumindest das letztere manchmal auch. Doch auch in Niederlagen steckt eine Kraft. "Du hast mich besiegt. Ich bin dadurch stärker geworden" lautete das Thema des Nachteulengottesdienstes am Freitagabend. Die Nachteulen treffen sich normalerweise einmal im Momat in der Friedenskirche in Ludwigsburg, für den Kongress haben sie einen Gottesdienst in den Hegelsaal nach Stuttgart verlegt. Das Interesse war überwältigend: Schätzungsweise 700 Kongress-Besucherinnen und -Besucher kamen zu Georg Schützler, Beate Weingardt und der Nachteulencombo. Wenn Sie den Gottesdienst verpasst haben, aber dennoch lernen wollen, wie Sie mit Niederlagen umgehen, dann sind Sie am Sonntag, 20. April, 19 Uhr in der Ludwigsburger Friedenskirche richtig. Dort findet der Gottesdienst noch einmal statt.

Freitag, 11. April 2008

Glaubensschiff auf hoher See

Franciska Bohl:
Wie schafft man es, Familienanekdoten mit der Schöpfungsgeschichte zu verbinden? Gisela Matthiae gelingt es an diesem Abend im Silchersaal mühelos. Die Theologin und Kabarettistin entführt ihre Zuhörer auf eine biblische Seefahrt, bei der Sinnfragen nicht zu kurz kommen. Mit grünem Sakko, Hornbrille und Paddel ausgerüstet kämpft sie sich durch ein Meer von stürmischen Glaubensvorstellungen. Und vergisst dabei auch die Rettung der Männer nicht, denn: "Es schwimmen ja nicht überall Gottes Walfische herum." In der Rolle von "Tante Petra" wagt sie sich sogar zu Fuß über das Wasser - und ist davon überzeugt: "Die meisten Kirchenschiffe sind immun gegen Ebbe".

Kirche auf dem Weg zum Volk

Franciska Bohl:
"Es gibt Einladungen zu Jesus, die können richtig peinlich sein." Nicht nur Hans-Georg Filker, Direktor der Stadtmission Berlin, hat schon solche Erfahrungen gemacht. Beim Forum "Volkskirche auf dem Weg zum Volk" zeigten die Mitwirkenden, wie Kirche Orte der Begegnung schaffen kann.

Glaubensimpulse bei einem romantischen Abendessen, Kirchenwiedereintritte zwischen Tür und Angel oder ein Mittagstisch für alle: Auf dem Weg zum Volk gibt es für die Kirche viele Möglichkeiten.

"Wir müssen wissen, zu was wir eigentlich einladen" - so lautet das Fazit am Ende. Und: Die Einladungen müssen, wie die Menschen auch, die damit angesprochen werden, ganz unterschiedlich sein.

Glückwunsch!

Volker Kiemle schreibt:
Manche Leute verbringen sogar ihren Geburtstag beim Kongress Wachsende Kirche! Wie Rudolf Schmid von der Jazz-Combo "Mussorgsky meets Lucky Luke": Der wird heute nämlich 50! Deshalb hier ein besonderer Gruß vom Evangelischen Gemeindeblatt.

Unter einem Dach

Petra Ziegler:
Wie mehrere Generationen unter einem Dach zusammen kommen können, zeigte Karin Haist vom Mehrgenerationenhaus in Öhringen. Dort lesen Senioren Kindergartenkindern vor, Mütter finden dort immer jemand, der ihr Kind vom Kindergarten abholt, wenn sie selbst mal zum Arzt müssen. Das Projekt stößt beim Kongress auf großes Interesse. Ein solches Modellprojekt ist auch ohne weiteres auf andere Kirchengemeinden übertragbar. Angefangen hat es in Öhringen mit dem evangelischen Kindergarten, dann kam das Nachbarschaftszentrum hinzu. Das Mehrgenerationenhaus wurde sogar mit Geldern des Bundesfamilienministeriums unterstützt. Wer Karin Haist verpasst hat, kann sie anrufen: 07941-7898.

Wer in der Kirche nicht vorkommt

Petra Ziegler:
Eckart Hammer ist Professor an der Evangelischen Fachhochschule Reutlingen-Ludwigsburg und macht mit Kirche so seine eigenen Erfahrungen: "Ich bin 54, berufstätig und männlich. Und ich komme in der Kirche nicht vor." Da werden ihm viele anderen Männer Recht geben. Vielleicht ändert ja der Kongress etwas dran.

Dan Peter zum Kongress

Volker Kiemle schreibt:
Ein positives Fazit des Kongressauftakts zieht Kirchenrat Dan Peter, einer der Hauptorganisatoren. Im Viedeointerview schildert er seine Eindrücke.

Bunte Eröffnung

Volker Kiemle:
Bei der Eröffnung ging es farbenfroh zu: Tausende von Luftballons füllten den Beethovensaal, sehr zur Freude des Moderatorenteams Maike Sachs und Dan Peter. Und Hauptredner Fulbert Steffensky erklärte gleich, dass sich die "Religionen so nahe stehen, dass ein Konfessionswechsel keine Konversion ist".

Tops und Flops

Petra Ziegler:
Schade! 22 der über 130 Seminare und Workshops wurden abgesagt - das sind immerhin 15 Prozent aller Angebote (inklusive Gottesdienste). Die meisten Absagen kamen aus dem Bereich "Gesellschaft verantworten und gestalten". Der Grund: meistens aus mangelndem Interesse der Kongressteilnehmerinnen und -teilnehmer. Doch es gibt auch eine gute Nachricht: Das größte Interesse verzeichnet das Seminar "Was macht den Gottesdienst zum Gottesdienst?" Dann folgt das Seminar mit den Erkenntnissen über die Studie, wie Erwachsene zum Glauben finden. Darüber forschen Wissenschaftler an der Uni Greifswald.

Es geht los

Volker Kiemle:
Langsam füllen sich Hallen, die Aussteller feilen an ihren Ständen und an der Rezeption kommen die ersten Besucher an. Die Stimmung ist gut hier im KKL, gleich beginnt die Pressekonferenz. Danach werden wir wieder berichten.

Dienstag, 8. April 2008

Update

Volker Kiemle:
Jetzt sind es schon 2.400 Anmeldungen, wie die Landeskirche meldet. Wir sind gespannt, wie viele am Wochenende noch spontan kommen.

Viel oder wenig?

2.200 Anmeldungen vermeldet die württembergische Landeskirche für den Kongress "Wachsende Kirche". Zuletzt hatten die Veranstalter zwar mit nur 2.000 Anmeldungen gerechnet, nach der gleichen Zahl von Teilnehmern beim ersten Gemeindeentwicklungskongress 2003 in Böblingen kann man mit dieser Zahl eigentlich nicht recht zufrieden sein. Um so mehr, als das Angebot wirklich beeindruckend ist: Mehr als 130 Seminar warten auf die Besucher, dazu viele Vorträge und Gottesdienste.

Herzlich willkommen!

Mit diesem Blog wollen wir von der Redaktion des Evangelischen Gemeindeblatts für Württemberg über Neues und Hintergründiges aus der Evangelischen Landeskirche in Württemberg berichten. Der Blog wird immer dann aktiviert (und aktualisiert), wenn größere Ereignisse in der Kirche anstehen – wie etwa aktuell der Kongress "Wachsende Kirche". Der Kongress findet vom 11. bis 13. April 2008 in Stuttgart im "KKL" statt. Während dieser zwei Tage berichten wir laufend. Bleiben Sie dran!